Erste vorsichtige Schritte im Wurmkompostland
Wie schon gesagt, nachdem ich Gaia’s Garden (und „Permakultur für alle“ von Sepp und Margit Brunner aus der Stadtbücherei) gelesen hatte, hat mich der permakulturelle Ehrgeiz gepackt. Ich brauchte Permakultur, jetzt gleich sofort. Stadtgärtnern, juhu! Allerdings bekommt meine momentane Wohnstätte eher wenig Tageslicht, und obendrein bin ich bekannt dafür, dass ich drei Wochen lang penibelst nach Pflanzen schaue und sie dann komplett vergesse, bis sie ganz welk und schlapp sind. Was nicht daran liegt, dass sie mir plötzlich egal wären, sondern es ist eher so, dass ich an manchen Tagen hauptsächlich in meinem Kopf lebe und nicht wirklich was von der Welt um mich herum mitkriege. Und manchmal hab ich mehrerer solcher Tage am Stück…
Jedenfalls dachte ich, es wäre sinnvoll, mit etwas Robusterem als Pflanzen anzufangen, und außerdem hab ich mich vollkommen ins Erdreich verliebt. Bodenmikroben! <3 Nein wirklich: Diese Phönix-aus-der-Asche-Geschichte, wie sterbliche Überreste (egal ob von Pflanzen, Pilzen, Tieren oder was) im Boden aufgenommen und zu neuen Bauteilen sozusagen umgewandelt werden, die dann irgendwann wieder lebendig sind – ist das nicht fantastisch? Mehr noch, es ist die Basis der Pyramide des Lebens, das, worauf alles andere aufbaut. Ich LIEBE Basics. Also, ganz klar: ein Wurmkompost musste her.
Würmer in der Küche?!
Um es gleich zu sagen, mein Herzliebster war nicht so begeistert von der Idee! Natürlich habe ich ihn überstimmt… vielleicht hätte ich einfach den Mund halten sollen, bis die Idee zu einem ordentlichen Plan ausgereift war. Aber im akut begeisterten Zustand habe ich einfach so ein Mitteilungsbedürfnis. Die Kinder jedenfalls waren gleich voll dafür, und ich hatte vor, in den Baumarkt zu fahren und ein paar Plastikkisten zu besorgen, ungefähr so wie Rachel es gemacht hatte (englisch, aber schöne Fotos). Aber ich hatte in der Woche soviel Glück, dass ich geneigt bin von Schicksal zu sprechen, denn am Dienstag war Gelber-Sack-Abholung, und aufgrund mehrerer ungewöhnlicher Umstände war ich zur rechten Zeit an der richtigen Stelle, um nicht weit von unserem Haus sechs alte Gemüsekisten aus Plastik aufzusammeln, die perfekt in die Küchenecke passten. Nicht nur, dass ich kein Geld für Plastik ausgeben musste, das mache ich ja nicht so gerne, nein, ich konnte mir obendrein die Zeit für den Baumarkt sparen UND Abfall wiederverwerten. Super!
Also schleppte ich die nach Hause, bestellte online (bei der Regenwurmfarm Tacke, meine Empfehlung) einen Haufen Kompostwürmer – war mir echt zu kalt, welche auszugraben, und ich unterstütze gerne kleine Wurmfarmen – und zwei Tage später konnte ich das Ganze schon zusammenbauen. Dazu schnitt ich den Boden aus einer der Kisten und band sie auf einer anderen fest, da mir die einzelnen Kisten zu flach schienen. Da kam dann Stroh und Pappe rein, obendrauf der wurmhaltige Erdklumpen und ein paar Küchenabfälle. Diese gebastelte Doppelkiste quetschte ich dann in eine weitere Kiste ohne Löcher, um eventuell überschüssige Flüssigkeit aufzufangen und damit sie es hübsch dunkel haben, und obendrauf kam eine umgekehrte Schachtel als Deckel. Perfekt – dachte ich jedenfalls.
Versuch & Irrtum
Nunja, es klingt wirklich einfach. Sämtliche Online-Anleitungen und Wurmkulturgeschichten erzählen mir genau sowas und enden dann mit „und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute“. Es ist jetzt zwei Wochen her, dass ich die Kiste zusammengebaut habe, und ich habe den Eindruck, es fängt jetzt erst an interessant zu werden. Denn meine Würmer mampfen nicht einfach fröhlich ihr Futter und scheiden genauso fröhlich beste Erde aus, wie sich das gehört – naja vielleicht manche, sind ja ungefähr tausend – nein, meine krabbeln raus. D.h. raus aus der Gemüsekiste, in den größeren Behälter, und dann die Seitenwände hoch und raus auf den Küchenboden. Warum um alles in der Welt tun sie das?!
Ich finde das ziemlich traurig, denn ich werfe jetzt zwar immer einen Blick in die Wurmkistenecke, wenn ich in die Küche komme, und tue sie gleich wieder rein, wenn einer abgehauen ist – aber die, die nachts entwischen, sind oft schon tot und kleben vertrocknet am Boden, bis ich sie morgens entdecke. Das fühlt sich gar nicht gut an. Ich wünschte, ich könnte sie daran hindern, auf meinem Küchenfußboden zu sterben. (Und ehrlich nicht hauptsächlich deshalb, weil ich Angst habe, eventuelle Brunchgäste und sonstige Besucher*innen zu verschrecken.) Mache ich was falsch? Ist es da drin zu trocken? Ich habe das Ganze nochmal ordentlich gewässert, aber sie kommen immer noch raus. Nicht genug Futter? Ich seh noch welches rumliegen. Sollte ich das Futter besser reinmischen? Ich hatte es zu Anfang einfach nur draufgekippt, habe es jetzt aber nochmal schön verteilt und untergerührt. Immer noch Würmer auf dem Küchenboden. Sind einfach die Kisten zu löchrig? Es sind sehr viele Löcher… andererseits denke ich, wenn sie unten rauspurzeln, es aber schaffen, die Seitenwände der großen Kiste hochzuklettern, dann müssten sie es genauso schaffen, wieder in die Gemüsekiste hineinzukrabbeln. Oder vielleicht ist einfach nicht genug Platz? Ich weiß auch nicht… werde hier natürlich berichten, wie sich die Sache weiterentwickelt.
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