Nochmal Lehmbau in Norfolk
Wie ihr vielleicht wisst, fing es bei mir 2012 richtig ernsthaft mit der Lehmhausbauerei an, und ich ging daher zu diesem 4-Tages-Workshop in Norfolk (England) bei Kate Edwards and Charlotte Eve von Edwards & Eve Cob Building. Und da das super war, bin ich doch dieses Jahr im August glatt nochmal hin, diesmal mit meinem Herzliebsten im Schlepptau. Der brauchte ganz definitiv etwas praktische Erfahrung und außerdem noch jemanden anders außer mir, die glaubwürdig erklären konnte, dass die Dinge wirklich so einfach sein können und man organische Formen und ein ganzes Haus bauen kann, ohne ein riesiges Vermögen dafür ausgeben zu müssen. [Anmerkung: Hier in Deutschland ist es wirklich etwas schwierig.] Also ließen wir die Kinder bei ihren Großeltern (oh Urlaub, echter Urlaub!!) und machten uns frohgemut auf gen England.
Zusammenfassung
Wieder traf ich die wunderbarsten, coolsten Leute und hatte endlosen Spaß im Matsch. Ich liebe Lehmbau einfach, das ist eigentlich schon die ganze Geschichte. Und obwohl ich das ganze Ding ja schonmal mitgemacht hatte, habe ich doch wieder Unmengen dazugelernt! Zum Beispiel machten wir dieses Mal Flechtwerk mit Lehmbewurf, was großen Spaß macht und quasi selbsterklärend funktioniert, wenn man einmal den Dreh mit verschiedenen Lehmmischungen raushat. Und dann gab es eine Reihe von Details, die mir dieses Mal mehr auffielen oder besser hängenblieben, UND Kate hatte ein Stückchen Ziegel da zum Anschauen: Sah aus wie Schiefer, war aber tatsächlich aus Recycling-Reifen. Damit hatte ich schon lang auf Pinterest geliebäugelt, und es war klasse, so ein Teil mal in die Hand nehmen zu können. Definitiv eine Option für unser Dach: Superleicht, ganz einfach anzubringen, und sehen echt gut aus.
Aber das Wichtigste, was ich persönlich diesmal mit nach Hause nahm, war eine Idee von Kate. Nächstes Jahr werden auch in England die Wärmedämmungsvorschriften erhöht, und sie erzählte uns, dass sie überlegte, deswegen größere Teile der Außenwände mit Strohballen zu machen, aber den Lehm für die Lastabtragung zu behalten. Uiiiii da gingen bei mir alle Lichter an! Eine Art Lehm-Außenhülle, dachtragend, und innendran Strohballen hinkleben. Der einzige Nachteil, den ich daran bislang finden kann, ist dass die Wände dadurch natürlich knapp einen Meter dick werden, das ist schon viel. Aber hey, es würde so definitiv all meine Probleme und inneren Konflikte lösen! Wir sind im Moment noch dabei herauszufinden, ob und inwiefern das für uns machbar ist; ich schreibe dann sicher noch einiges mehr darüber (hoffentlich schon bald nächstes Jahr).
Sonst vom Kurs kann ich gar nicht sooo furchtbar viel erzählen: Den Theorieteil findet ihr in guten Büchern besser beschrieben, und Kates inspirierende Art kann ich leider mit so ein paar Buchstaben nicht vermitteln. Wenn ihr nur halbwegs englisch könnt, geht am besten selber hin, meine Empfehlung! Und den Praxisteil entnehmt ihr ebenfalls besser aus den folgenden Massen an Bildern (einige davon haben mit netterweise Chris & Lucy zur Verfügung gestellt, yay!).
Erster Tag (Freitag)
Da gibt es nicht sooo viel zu sehen (ich glaube ich hatte mein Handy vergessen?). Zu meiner Überraschung arbeiteten wir am gleichen Gartenhäuschen wie vor drei Jahren! Kate hatte zwischenrein mal Sorge, dass sie für ihre Workshops nichts mehr zu tun finden würde, und ließ es eine Weile unbearbeitet herumstehen; das tat der Strohballenwand auf der Nordseite nicht gut und sie musste komplett in Lehm neu aufgebaut werden. Ich meine, wir hätten am ersten Tag daran gearbeitet, aber ich finde überhaupt keine Fotos dazu.
Zweiter Tag (Samstag)
Am zweiten Tag teilten wir uns in mehrere variable Gruppen auf und arbeiteten an mehreren Sachen gleichzeitig: Wir besserten ein Draußensofa aus, das ohne Dach im Regen gestanden hatte (Kate versprach, sofort ein Dach zu bauen, nachdem wir es wieder in neuem Glanz erstrahlen ließen), ebenso reparierten wir eine Wendeltreppe um einen Baum (selbe Geschichte…), und schließlich bauten wir noch eine neue Wendeltreppe um einen weiteren Baum, mit einem Geländer aus besagtem Flechtwerk mit Lehmbewurf.
Dritter Tag (Sonntag)
Am Sonntag werkelten wir hauptsächlich an einem kleinen Spielhäuschen herum (das, das wir am ersten Tag versucht hatten einzureißen). Wir bauten Fenster ohne und mit Rahmen ein. Um ehrlich zu sein, haben wir das ohne Rahmen ziemlich versaut, da hätten wir zwischenrein mehr Zeit zum Trocknen lassen sollen. Entsprechend fiel einiges davon bis zum nächsten Morgen wieder ab. Und zum Schluss erzählte Kate uns noch alles über Strohballenbau, zum Beispiel wie man sie halbiert und wie man sie lasttragend verbaut (festnageln).
Vierter Tag (Montag)
Montag war der einzige Tag, an dem wir etwas regennass wurden (dann aber gleich richtig). Außerdem war es mein Lieblingstag aus zwei Gründen: Erstens Lehmputz, was einfach nur das Beste ist, und zweitens Pizza zum Mittagessen! (Aus Kates Lehmofen, versteht sich. Superlecker.)
Wow, jetzt wo ich das endlich alles nochmal zusammengesucht habe, bin ich ein kleines bisschen traurig. Ich vermisse Lehmbauen mit netten Leuten… freue mich schon riesig auf die Draußenküche im Sommer!!
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