Hausbauworkshop in England

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Das ist jetzt auch schon wieder über ein Jahr her… mit diesem Workshop fing ich so richtig an ernstzumachen. Und wieviel ich da gelernt habe! Aber alles schön der Reihe nach.

Vier Tage Lehmbau

Da reiste ich also im August 2012 für einen Vier-Tages-Hausbau-Workshop nach Norfolk (Link für die Erdkundeunkundigen). In Norfolk, in einem alten Haus mit selbstgebautem Anbau, inmitten eines Landschaftsschutzgebietes mit See und allem was dazugehört, geben Kate Edwards und Charlotte Eve von Edwards & Eve Cob Building Hausbau- und Pizzaofenkurse. Und die rocken!!

Weil es schon so lange her ist, lass ich die Reisedetails mal bisschen weg. Ich bin geflogen, mit dem Zug gefahren, hab dann schließlich ein Taxi ausfindig gemacht, nachdem mir am Mitten-in-der-Pampa-Bahnhof (Acle) ein Huhn die Filzblumen von der Tasche picken wollte, undsoweiter. Praktischerweise gibt’s nur zehn Minuten Fußweg von Kate & Charlie entfernt einen Campingplatz, der mich freundlich aufnahm, ebenso wie eine Reihe weiterer Workshopteilnehmer*innen. Um genau zu sein, wurde ich am Empfang begrüßt mit „ah, du gehst bestimmt auf den Lehmbau-Workshop“… hihi.

Was wir so gemacht haben

Viel, natürlich, und ich krieg das jetzt nur noch ganz ungefähr zusammen. Jeder Tag fing an mit etwas Theorie, denn wir konnten mit dem Dutzend Leuten, die wir waren, schlecht in vier Tagen ein ganzes Haus bauen. Vieles blieb also auf der theoretischen Ebene (zum Beispiel Fundamente und Sockel, Dach, Strohballenbau, Ofenbau (Rumford), Dämmoptionen und was nicht noch), aber alles wurde detailliert besprochen. Praktisch versuchen konnten wir uns am Baumischung machen, Wände bauen, Fenster und Türen einbauen, Lehmputz mischen (barfuß aaaaaahh war das schön!), Lehmputz aufbringen, Kalkputz für die Außenwand mischen und reichlich aufbringen (der Anbau ist immer noch nicht so ganz fertig), und Wände ausrichten bzw. Murksies ausbügeln. Das war ein ordentliches Stück Arbeit, wir waren jeden Abend platt – aber es hat riesigen Spaß gemacht!

Der Anbau an Kates & Charlies HausKalkputz anmischenKate beim Kalkputzen an der HausseiteKalkputz auf der anderen Hausrückseite

Was ich dabei so alles gelernt habe

Oh, unendlich, unendlich viel. Vor allem hab ich es nicht nur mit dem Kopf begriffen, sondern viel tiefgehender. Das war gut!

  1. Es geht überhaupt gar nichts über tatsächliche, eigene, praktische Erfahrung. Zum Beispiel hatte ich nach der Lektüre meiner Bücher die romantische Vorstellung, die gesamten fünfzig Tonnen Lehm (oder noch mehr) persönlich per Fuß, ohne jegliche maschinelle Hilfe, mischen zu wollen. Ein halber Tag Lehm treten in der knallheißen Sonne, und ich wusste die Vorzüge eines klug eingesetzten Minibaggers sehr zu schätzen.
  2. Soviel harte körperliche Arbeit braucht gutes Essen. Reichlich. Und das muss jemand anders kochen…
  3. Es ist tatsächlich etwas, womit ich ein ganzes Jahr (oder noch länger) verbringen kann und will.
  4. Gummistiefel sind gut. Wollsocken im Hochsommer nicht.
  5. Handschuhe sind auch sehr zu empfehlen, wenn man empfindliche Hände hat und sie behalten will.

Gartenhäuschen von vorneGartenhäuschen von der SeiteTüröffnung am GartenhäuschenBogenfensterseite von innenkonzentriert fotografierende Anna im RundfensterKate von hinten & der Frauenofen mit leeeecker Pizza

Außerdem

waren wir eines Abends noch unterwegs und besuchten ein garden studio, also ein Gartenhäuschen in Fahrtnähe, das Kate für jemanden gebaut hat. Das ist ein sehr hübsches Häuschen, das von außen eher klein und von innen ziemlich groß wirkt; es ist rund mit sechs Metern Durchmesser. Wir waren uns alle einig, dass der Platz locker für eine Einzelperson oder sogar zwei Leute zum Wohnen und Leben ausreicht. Und das sind gerade mal 19 m², wenn man’s ausrechnet. Fühlt sich viiiieeeel größer an.