Ich ♥ Bokashi
Ich hatte schon vor Ewigkeiten erwähnt, dass ich ein Bokashi-Experiment auch reizvoll fände, und ich habe es tatsächlich geschafft, eins anzufangen. Allerdings haben mich andere Dinge so beschäftigt, dass ich erst jetzt dazu komme, was darüber zu schreiben, wo doch mein erster Eimer schon seit einer Woche voll ist. Von daher wird’s mal wieder bisschen länger.
Was IST überhaupt Bokashi?
Gute Frage, ich versuche mich mal an einer kurzen Antwort, die ihr problemlos mit einer Internetsuche erweitern könnt. Es ist ein anderer Ansatz, mit Bioabfällen umzugehen: ein zweistufiger Prozess, bei dem man die Abfälle zuerst mit Hilfe von anaeroben Mikroben fermentieren lässt („einlegt“) und sie anschließend vergräbt. Und warum sollte man das so machen, wo man das Ganze doch genauso gut gleich kompostieren kann? Um ehrlich zu sein, das weiß ich auch nicht so recht. Soweit ich das verstanden habe, bleiben so mehr Nährstoffe erhalten, und ich glaube, es dauert auch weniger lang, bis man darin was anpflanzen kann. Aber im Moment bin ich einfach scharf auf das Experiment, man kann nur so viel durch Lesen lernen. (Sagt die Frau, die sich grundsätzlich erstmal zwei bis fünf Bücher kauft, wenn sie sich für ein Thema interessiert!)
Meine Bokashi-Zutaten
Für Bokashi braucht man einen Eimer mit Deckel und Zwischendeckel, wo alles reinkommt, vorzugsweise mit einem Ablauf. Da das, was da so rausläuft, guter Pflanzendünger ist, sollte es wohl auch eine Auffangvorrichtung haben. Dann braucht man noch Bioabfall, logischerweise, und um den Fermentierungsprozess anzuleiern, wird eine magische Zutat namens Bokashi-Ferment zwischen die Abfallschichten gestreut. Dieses Zauberzeug wird oft mit Kleie gemacht (geht aber auch mit anderen Sachen), die mit einer Ladung Mikroben vorfermentiert wird. Müssen natürlich die richtigen Mikroben sein. Im Handel sind diese Mikroben unter dem Namen EM erhältlich (steht für „effektive Mikroorganismen“). Und dann braucht es noch etwas Geduld, wie immer.
Nun hatte ich also darüber gelesen und Lust das einfach mal auszuprobieren, fand aber auch, dass das ein wunderbares Recycling-Projekt wäre. Das hieß natürlich mehr experimentieren, aber ich war ja eh schon dabei, neh? Also dachte ich, ich versuche mich mal an meiner ganz eigenen Mikrobenmischung, Bokashi-Ferment, und Bokashi-Eimer. Die Kleie habe ich dann doch gekauft, aber der Rest hat keinen Cent gekostet.
Fermentherstellung nach Gefühl
Ich las ein bisschen was über diese nützlichen Mikroben und fand heraus, dass von drei Arten welche drin sind: Hefen, Milchsäurebakterien und Purpurbakterien. Natürlich gibt es von allen dreien jeweils viele verschiedene, aber für mich klang das Ganze mächtig ähnlich wie Sauerteig. Aus Erfahrung weiß ich, dass da definitiv diverse Hefen und Milchsäurebazillen drin sind, also dachte ich mir (Experiment, Experiment!), ich rühr da mal wieder einen an und verdünne ihn zum Schluss, bis es für die Mischung mit der Kleie passt. Die Purpurbakterien haben mich eine Weile beschäftigt… aber zum einen sagt das Internet, dass die Milchsäurebakterien die Hauptsache sind und es wohl auch nur mit denen geht, wenn auch nicht so gut, und zum anderen recherchierte ich da schließlich auch nochmal ein bisschen und erfuhr, dass Purpurbakterien gerne in Teichwasser vorkommen. Also päppelte ich mir einen Sauerteig über eine Woche oder zwei, gab zum Schluss ein Gläschen Teichwasser dazu und hoffte mal, dass das so hinkam.
Ich mischte noch einige Erdnussschalen unter die Kleie, weil die gerade rumlagen und ich irgendwo gelesen hatte, dass die auch gingen (sollte man allerdings ordentlich kleinmachen, sonst gibt’s Klumpen). Ich hatte noch einen kleineren Eimer, den ich bis zum Rand mit Kleie und Schalen füllte, und über das Ganze kippte ich dann meine Mikrobensoße. Und dann war ich so klug und füllte alles in einen deutlich größeren Eimer um, das war eine wirklich gute Idee in Anbetracht der Matschepampe. Aber seht selbst:
Bokashi-Eimer aus Recyclingmaterial
Ich muss schon sagen, mein gebastelter Bokashi-Eimer gefällt mir sehr gut. Ich bekam vier 40 l Ketchupeimer plus drei Deckel von der hiesigen Mensa (ich nutzte die Gelegenheit, als ich zufällig mit meinem süßen Sohn in der Ecke unterwegs war, und alle freuten sich über das goldige Kind und waren supernett und hilfreich), und ich hatte noch einen kleinen Zapfhahn von einer Saftbox oder so rumliegen. Also bohrte ich Löcher in den Boden eines Eimers und schnitt ein passgenaues Loch für den Zapfhahn in einen zweiten – war gar nicht so einfach, das dicht zu kriegen, zum Schluss habe ich noch ein bisschen Dichtungsband drumgewickelt. Ich hatte außerdem einen einsamen Topfdeckel, der genau in den Eimer passte und den ich als Zwischendeckel nehmen wollte. Allerdings musste ich dann feststellen, dass sich der Eimer nach unten etwas verjüngte und der Deckel dann nur auf den obersten zehn Zentimetern oder so passte. Von daher benutzte ich sehr provisorisch erstmal eine Plastiktüte und einen Teller.
Die Bokashi-Geschichte bis jetzt
- Am 13. März mischte ich das Ferment an und ließ es anschließend fast zwei Monate anaerob vor sich hin gären (ich hatte einfach keine Zeit).
- Den ersten Bokashi-Eimer fing ich am 9. Mai an, fügte etwa jeden zweiten Tag eine Schicht hinzu, stampfte das immer ordentlich mit dem Kartoffelbreistampfer fest (uuuhh der Küchenchef war da mal gar nicht begeistert – aber hey, es sind nur Küchenabfälle, nichts Giftiges), und drei Wochen später, am 1. Juni, war er voll.
- Dafür habe ich ein bisschen mehr als die Hälfte meiner Fermentmischung verwendet (aber ich glaube, ich sollte mehr nehmen, s.u.).
- Wenn der Eimer jetzt also zwei bis vier Wochen herumstehen und fermentieren soll, bis ich den Inhalt vererden kann, dann müsste das mit meinen drei löchrigen Inneneimern und dazugehörigen drei Deckeln sowie einem Außeneimer mit Zapfhahn genau passen, so dass einer immer in Benutzung ist und zwei in verschiedenen Reifestadien herumstehen. Wunderbar!
Schwierigkeiten
Obwohl mir dieser ganze Bokashi-Zinnober irgendwie total gut gefällt, hatte bzw. habe ich doch ein paar Geruchsprobleme. Es ist nicht so richtig schlimm, aber wenn man den Bokashi aufmacht, riecht er einfach so ein bisschen faulig. Müffelig. Nicht so wie er sollte. Meine total improvisierte Fermentmischung hingegen riecht „richtig“: Ein bisschen süß-säuerlich, im Prinzip sehr ähnlich wie Sauerteig (logisch), also kann ich da nicht so viel falsch gemacht haben. Außerdem waren anfangs größere Mengen von dickem weißem Pelz auf der obersten Schicht – kein schwarzer oder grüner Schimmel allerdings. Ich habe dann deutlich mehr Ferment reingetan, was den Pelz in der zweiten Eimerhälfte verhinderte, und der Geruch wurde ebenfalls etwas besser. Ich glaube, ich brauche einfach noch einen besseren Zwischendeckel, also einen wirklich luftdichten Abschluss. Die Plastiktüte plus Teller war gar nicht der Hit, der Topfdeckel schien gut zu sein (aber halt nur für wenige Tage), jetzt gerade verwende ich ein dickes Stück Plastik mit schweren Steinen drauf. Besser als die Deckeltüte, aber immer noch suboptimal. Werde auf dem nächsten Flohmarkt mal nach passenden Topfdeckeln Ausschau halten. Oder hat jemand eine andere Idee?
Bokashiverliebt
Kurz gesagt: Ich liebe es, Bokashi zu machen! Allerdings finde ich es schwierig zu erklären warum. Vielleicht ist es nur der Reiz eines neuen Experiments. Aber es gibt auch ein paar handfeste Gründe, warum es Spaß macht:
- Ich kann alle unsere Küchenabfälle in den Eimer werfen. Nix mit Zitrusfrüchte, Fleisch, Fett oder sonstwas aussortieren. Nicimo.
- Mit einer Ausnahme: Nichts mit grünem oder schwarzem Schimmel. Was den netten Nebeneffekt hat, dass ich alle Küchenabfälle gleich aufräume.
- Ich habe auch keinen Grund zu trödeln: Ich kann ja in der Küche bleiben und muss nicht rausgehen, um mich dem Kampf mit der stinkenden grünen Tonne voller Fruchtfliegen (Sommer) oder der Eiseskälte (Winter) zu stellen. MEGApluspunkt!
- Und schließlich sind meine Abfälle jetzt nicht mehr Müll, sondern Futter für den Bokashi. Das finde ich viel schöner! Da bin ich vielleicht bisschen komisch, aber das wissen wir ja schon lange.
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