Besuch beim 1. Earthship Deutschlands

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Gestern war ich bei einer Führung bei Deutschlands erstem Earthship. Falls ihr diesem Wort noch nie begegnet seid, hier eine Ultrakurzfassung:

Was ist ein Earthship?

Earthships sind erstmal Häuser. Das Earthship-Konzept stammt aus den USA, um genauer zu sein aus der Wüste von New Mexico, und ist schon dreißig oder vierzig Jahre alt. Earthships werden weitgehend aus Abfall- und Recyclingmaterial gebaut und haben autarke Energie- und Wasserkonzepte (weil man das in der Wüste nunmal braucht). Weltweit gibt es schon eine ganze Reihe von diesen Häusern, allerdings nur wenige in Europa, und bisher noch keines in Deutschland. Das ändert sich nun, denn die Gemeinschaft Schloss Tempelhof (bei Crailsheim, BW) baut eines. Um genau zu sein, sind sie schon fast fertig – innen fehlt noch einiges, aber man kann es sich schon angucken und ganz gut vorstellen, wie es wird. Hier findet ihr noch ein paar Bilder von Earthships aus der ganzen Welt.

Ein Earthship in Baden-Württemberg

Da war ich also gestern auf einer Führung, und es ist wirklich ein Jammer, dass es zweieinhalb Stunden Autofahrt von mir entfernt ist! Ich würde da gerne öfter mal vorbeigucken, wie es sich entwickelt, und die Tempelhöfer haben auch sonst eine ganze Reihe interessanter Angebote und Seminare, die mich schon reizen würden. Aber zu weit für regelmäßige Besuche, leider.

sehr schöne Tür im EarthshipIch habe fast keine Fotos gemacht, denn ich war mit Zuhören und Nachdenken beschäftigt :-) aber ihr findet welche auf der Webseite vom Earthship-Projekt. (Da gibt es auch noch einige Links zu deutschsprachiger Info über Earthships.) Ich kenne das Earthship-Konzept natürlich schon lange, und vieles daran gefällt mir gut.

Earthship-Plus

  • Sie sehen schön aus.
  • Sie verwenden Abfallmaterialien.
  • Sie haben einen geschlossenen Wasserkreislauf.
  • Sie haben ein eingebautes Gewächshaus (schmacht!).
  • Sie nutzen die Sonnenenergie maximal aus, so dass je nach Klimazone nicht oder nur wenig geheizt werden muss.

Das klingt soweit schon sehr nach meinem Ding. Allerdings hatte ich auch online schon ein paar Minuspunkte entdeckt, und mein Besuch hat mir das nochmal sehr klar vor Augen geführt.

Earthship-Minus

  • Sie verwenden einiges an Zement.
  • Sie sind nicht diffusionsoffen.
  • Die in den USA wegen reichlicher Verfügbarkeit verwendeten „Abfall“materialien sind vor allem Altreifen, Glasflaschen und Getränkedosen. (WTF America?!) Aber bei uns greifen da die Recyclingsysteme viel besser, und zumindest Dosen machen da eigentlich wenig Sinn.
  • Sie verwenden in der Regel ganz „normale“ Dämmstoffe, also so umweltfeindliches Polyschaumzeug. (Die Tempelhöfer sind dann umgeschwenkt auf ökologischeres aufgeschäumtes Altglas, das machte sich dann aber bei den Kosten bemerkbar.)

Alles in allem ist mir das, hmmm, nicht naturnah genug. Zuviel Zement und nicht diffusionsoffen, da muss ich passen. Aber ich konnte viel mitnehmen von der sehr konsequenten passiv-solaren Ausrichtung, das planen wir tatsächlich auch so oder sehr ähnlich, und jetzt speziell bei den Tempelhöfern fand ich es sehr interessant zu hören, welche Behörde da welche Bedenken hatte und was schlussendlich wie genehmigt wurde. Sie mussten einige Kompromisse machen, da habe ich mich ja auch schon drauf eingestellt… aber es wird sicher noch spannend, welche genau das sein werden. Auch das schlug bei den Baukosten zu Buche, und auch das zu wissen, finde ich sehr hilfreich. Außerdem muss ich mir nochmal gründliche Gedanken um unser Gewächshaus-/Wintergartending machen, ich merke, dass mir das wichtig ist, und dafür ist unser Konzept an dieser Stelle bisher noch zu schwammig.

Und wieder einmal mein Fazit: Workshops besuchen, Dinge angucken, raus in die Welt gehen – ist eine super Sache. Trotz Fahrerei, das war es wert.